Zu Gast im Café Hilge - Wie klappt das mit den Mehrwegbechern?

Anfang Februar waren wir im Erfurter Café Hilge auf einen Kaffee und ein Gespräch mit Jörg Krieg, Geschäftsführer des Café Hilge e.V.. Das Café Hilge, den meisten Erfurter:innen noch besser bekannt unter dem alten Namen Hilgenfeld, hat zwei Standorte in der Stadt, am Domplatz und auf dem Campus der Universität. An beiden Standorten bieten sie seit 2017 Mehrwegalternativen an, auf dem Campus sogar ausschließlich. Wir wollten wissen: Wie klappt das mit den Mehrwegbechern?

Warum hat sich der Verein freiwillig für Mehrwegangebote entschieden?

Grundsätzlich ist Jörg der Auffassung: Guter Kaffee ist ein Kulturgut und sollte sowieso nicht aus Plastik getrunken werden. Grund für die Einführung von Mehrweg an beiden Standorten des Café Hilge waren damals aber vor allem die Themen Abfall und Müllvermeidung. „Das Thema Müll wurde damals immer bekannter, es gab immer neue Rechnungen wie viel Müll das Ganze produziert und da haben wir gesagt, wir müssen was machen! Man hätte es gar nicht erst so weit kommen lassen dürfen, dass das Wegwerfen einfach günstiger ist." Anfangen wollte der Verein mit der Einführung kompostierbarer Becher. Aber machen diese Becher die Welt wirklich besser? Bei kompostierbaren Bechern sieht er zwei maßgebliche Probleme. Zum einen ist nicht klar, ob die Becher nicht genauso wie die Plastikvariante einfach im nächsten Mülleimer landen. Zum anderen die Frage: Wenn sie auf dem Kompost landen, sind sie dann auch wirklich kompostierbar? „Ich hab bei den Becherherstellern angerufen, ob man die einfach so auf den Kompost tun könnte, wenn man sie zum Beispiel wieder sammelt und bei der Stadt abgibt. Die haben erzählt, es kommt auf die Stadtwerke drauf an. Die Stadtwerke in Erfurt haben mir dann erzählt, prinzipiell sind die Becher kompostierbar, aber haben auf ihrem Kompost nichts zu suchen. Grund ist, dass die Zeit, in der sich die Becher zersetzen, dafür viel zu lang ist.“ Diese Becher kamen als Alternative also nicht in Frage. Stattdessen entschied sich der Verein 2017 für das Mehrwegpfandsystem ReCup. Das Café am Domplatz bietet die Becher aktuell noch zusätzlich zu den herkömmlichen aus Plastik an, bei dem Standort auf dem Campus der Universität Erfurt konnte komplett umgestellt werden.

Wie funktioniert das Pfandsystem?

Über die App kann der Verein einsehen, welche Geschäfte und Gastronomien ebenfalls ReCup anbieten. Als Unternehmen bezahlt man dafür eine Gebühr von 1 Euro pro Tag, sprich ca. 30€ im Monat für die Teilnahme am Pool-System und wird mit in die App aufgenommen. Die Becher und Schalen lassen sich dann in beliebigen Mengen über das System (nach)bestellen und auch wieder zurückgeben, wenn man zum Beispiel grade zu viele hat als grade benötigt wird. Der Pfand, der pro Behältnis vom Unternehmen an ReCup zu bezahlen ist, wird bei der Ausleihe durch die Kund:innen gedeckt. Diese können ihre Becher dann wiederum überall dort abgeben, wo ebenfalls ReCup oder ReBowl angeboten wird und bekommen ihr Geld natürlich zurück. „Ich hatte auch überlegt, ob man ein eigenes System macht, mit eigenen Bechern. Aber wenn Schöne will, dann ist das viel zu teuer. Das hatten wir vorher auch schon an der Uni, Pfandbecher für 10 €, aber das haben dann nur wenige mitgemacht. Bei einem Euro und mit der Möglichkeit, das auch woanders abzugeben, ist es deutlich niederschwelliger.“

Wie werden die Alternativen von der Kundschaft angenommen?

„Man kann es sich so ein bisschen denken, die Studierenden sind ein wenig aufmerksamer, was diverse Umweltthemen anbelangt. An der Uni läuft man da eher offene Türen ein. In der deutlichsten Mehrheit gab es da keine Probleme das anzunehmen“, berichtet Jörg. Die Studierenden der Uni Erfurt nehmen das Angebot am Campus dankend an. Im Café am Domplatz gibt es mehr Laufkundschaft, da bestehen Menschen auch weiter auf ihren Pappbecher. Er vermutet, dass die Leute ein bisschen die Mühe scheuen, die Becher wieder im Laden abzugeben.

Gab es irgendwelche Hürden bei der Einführung?

„Ne, eigentlich gar nicht. Es ging relativ reibungslos und es wurde damals schon von manchen Leuten als sehr positiv wahrgenommen.“ Die Resonanz insbesondere von Kund:innen, die sich auch sonst mit Umwelt Themen beschäftigen ist sehr positiv und auch der Aufwand, erzählt er, hält sich in Grenzen. Einzig die Spülarbeit kommt dazu, die es bei Wegwerf-Produkten natürlich nicht braucht. Auch die Einhaltung von Hygiene-Richtlinien stellt kein Problem dar, die Becher von ReCup und ähnlichen Anbietern entsprechen den Hygienestandards und können, wie auch normales Geschirr, in der Spülmaschine gereinigt werden. „Man gibt keinen Becher raus, der nicht durch noch einmal durch die eigene Spülmaschine gelaufen ist und das halten die aus. Ich hab auch noch nicht erlebt, dass in größeren Mengen irgendwelche Becher kaputt gegangen sind“

Was muss ich als Kunde oder Kundin beachten, wenn ich meinen eigenen Becher mitbringe?

Mit der Gesetzesänderung sind Gastrobetriebe und Unternehmen auch dazu verpflichtet eigene mitgebrachte Behältnisse zu befüllen. Im Café Hilge tun das vor allem Stammgäste, die Mitarbeiter:innen erzählen uns, dass es sich dabei am Domplatz um ca. 3-4 Leute am Tag handelt. „Da hat man eher diese hygienischen Probleme, das befüllen von Fremden Bechern. Theoretisch darf man das nicht auf der Ablagefläche im Hygienebereich abstellen, aber da findet man dann schon irgendwelche Wege.“ Mitgebrachtes Geschirr sollte eindeutig sauber sein und bestenfalls nicht aus einem Material bestehen, das Flüssigkeit aufsaugen kann (z.B. Holz). „Aber die deutliche Mehrheit achtet darauf. Es möchte ja niemand aus einem Kaffeebecher trinken, wo jetzt drei Tage Milchschaum und keine Ahnung was drin war.“ Für die geliehenen Mehrwegbecher gilt ebenfalls: Vor dem Zurückgeben reinigen! Und immer mal schauen, ob ihr noch Becher habt, die ihr abgeben könnt. Bei ReCup gibt es dafür zwar keine Frist und die Becher verlieren nicht an wert, aber so müssen nicht immer wieder neue nachbestellt bzw. produziert werden. Die Rückgabe lief am Anfang etwas schwierig, erzählt Jörg, mittlerweile klappt es aber ganz gut.

Wer jetzt Lust bekommen hat auf Kaffee zum Mitnehmen im nachhaltigen Becher: Unser Tipp - ab ins Café Hilge!

Ihr seit ein Unternehmen / Gastronomiebetrieb in Thüringen und bietet nun auch Mehrwegalternativen im ToGo-Bereich an? Meldet euch gerne bei uns, wir freuen uns über Erfahrungen aus der Praxis!

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