Mit dem Mehrwegbecher durch Thüringen!

Wer kennt das nicht – morgens geht es schnell zur Bahn, um zur Arbeit oder in die Uni zu fahren? Unterwegs wird am Bahnhofsshop noch schnell ein Kaffee geholt. Doch halt: Wussten Sie, dass in Deutschland stündlich 320.000 Einwegbecher für Heißgetränke außer Haus ausgegeben werden?
Stündlich! Hinzu kommen noch diverse Einwegbehälter für Essen, zumeist in Plastiktüten oder Kunststoffbehältnissen. Tendenz steigend, erst recht seit der Pandemie. Das dadurch entstehende Entsorgungs- und Umweltproblem „to go“ betrifft auch Städte und Gemeinden in Thüringen, Bayern, Sachsen-Anhalt und Sachsen. In Thüringen hat sich der Verein „Zukunftsfähiges Thüringen“ dieser Problematik angenommen. Wir sprachen mit Anthea Swart
vom Verein:

Wie können wir der geschilderten Problematik zu Leibe rücken?

Anthea Swart: Seit dem 01. Januar 2023 ist bundesweit die Mehrweg-Angebotspflicht bindend. Durch die Änderung des Verpackungsgesetzes müssen auch alle* Restaurants, Bistros, Cafés, Lieferdienste, Fast-Food-Ketten, die ihre Speisen und Getränke in to-go-Verpackungen ausgeben, neben Einweg- auch Mehrwegvarianten zum Mitnehmen anbieten. (*Mehr als 5 Mitarbeiter*innen und über 80 qm Verkaufsfläche). Als Verein „Zukunftsfähiges Thüringen“ haben wir deshalb die Informationskampagne MISSION MEHRWEG gestartet, um Menschen, Kommunen und Gastronomen über die Themen Ressourcenschutz, Abfallvermeidung, Kreislaufwirtschaft und Mehrwegsysteme zu informieren. Und wir wollen natürlich alle motivieren, hierbei aktiv mitzumachen. Früher gab es das doch schon einmal - die gute alte Thermoskanne für die Wanderung im Schnee, das Pausenbrot aus der Brotbüchse oder die Emaille-Milchkanne für die Abfüllung im Laden nebenan. Mehrweg ist sinnvoll, sieht gut aus und macht langfristig unsere Städte sauberer und attraktiver.

Wie wird MISSION MEHRWEG konkret umgesetzt?

Anthea Swart: Inzwischen sind schon 16 verschieden große Thüringer Kommunen, darunter Erfurt, Jena, Gera und Weimar, Teil von MISSION MEHRWEG. In den vergangenen Monaten haben diese bereits im Stadtbild sowie über ihre Social-Media-Kanäle auf das Thema aufmerksam gemacht. Alle Informationen aus den Kommunen sind auf der Website unter Aktuelles (missionmehrweg.de) zu finden. Auf vielen Weihnachtsmärkten soll in diesem Jahr zum Beispiel der Glühwein ausschließlich in Mehrwegbechern ausgeschenkt werden.

Übrigens: Die meisten der bisher teilnehmenden Städte sind mit der Erfurter Bahn und mit der Süd•Thüringen•Bahn gut zu erreichen.

Sie haben eine ganz konkrete Vision. Wie sieht die aus?

Anthea Swart: Mehrwegsysteme gibt es zwar mittlerweile zuhauf, jedoch bieten es in Thüringen bisher nur wenige Betriebe an. Dass anfangs eine gewisse Unsicherheit besteht, ist nicht ungewöhnlich. Deshalb sind eine gute Beratung, Unterstützung und Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Gastronomien wichtig. Hier versuchen wir zu vernetzen und zu helfen. Unsere Vision beziehungsweise unser Ziel ist es, dass Fahrgäste zukünftig mit einer Mehrweglunchbox vom Bahnhofsshop in Erfurt in die Bahn einsteigen und diese nachmittags in Gera beim Bistro wieder abgeben.

Was können wir als Konsumenten tun?

Anthea Swart: Solange diese Vorstellung noch nicht flächendeckend funktioniert, nehmen Sie doch beim nächsten Besuch in Ihrem Lieblingsrestaurant eigene Mehrwegbehältnisse mit und lassen diese befüllen. Oder fragen Sie direkt nach, ob Mehrwegoptionen angeboten werden. Denken Sie beim Verlassen der Wohnung darüber nach, ob Sie eventuell noch einen Kaffee beim Spaziergang trinken wollen und nehmen den to-go-Cup mit.

Diesen und weitere Beiträge im Journal finden sich unter: https://www.erfurter-bahn.de/service-kontakt/shuttle-news
Es handelt sich um einen Beitrag der Ausgabe 03/2023, Redaktion Hella Tänzer

Zurück zur Newsübersicht