Lieber Edelstahl oder Bambus - Was sind die besten Mehrweglösungen?

Die Deutsche Umwelthilfe hat in ihrem Einkaufsführer Takeaway Mehrwegalternativen aus verschiedenen Materialien verglichen. Anhand der Kriterien Herstellung, Nutzung und Entsorgung, werden 12 Mehrweglösungen bewertet und kategorisiert nach gängigem Ampelsystem: Gut, mittel, schlecht.

Welche Alternativen schneiden besonders gut ab?

Die DUH empfiehlt für den Außer-Haus-Betrieb auf Becher und Schalen aus Porzellan und Keramik, Edelstahl und konventionellen Kunststoffen zurückzugreifen. Keramikprodukte werden überall hergestellt, auch in Deutschland. Wenn hierauf beim Kauf geachtet wird, kommt es damit nicht zu langen Lieferwegen. Bei Bechern sind die Deckel zwar oft aus Kunststoff, können aber abgenommen und extra entsorgt werden. Nachteil: Weil das Material gebrannt werden muss, wird für die Herstellung ein hoher Energieaufwand benötigt. Produkte aus Keramik oder Porzellan haben eine sehr lange Lebensdauer, keinen Einfluss auf den Geschmack des Essens / Getränkes und sind Mikrowellen- und Spülmaschinengeeignet. Der Nachteil bei der Nutzung ist, dass die Becher schwerer sind als andere Alternativen und Hitze nur teilweise abgeschirmt wird. Entsorgt werden können die Behältnisse auf dem Wertstoffhof.

Mehrwegbehältnisse aus konventionellen Kunststoffen punkten besonders bei der Nutzung. Sie sind leichter und damit perfekt für unterwegs, widerstandsfähig und spülmaschinengeeignet. Allerdings wird auch hier Hitze kaum abgeschirmt und bei langer Nutzung nutzt sich das Material eher ab als bei der Keramik- und Porzellanvariante, wobei sie trotzdem problemlos weiter genutzt werden können. Private Nutzer:innen können die Produkte über die Wertstofftonne entsorgen, im Rahmen eines Pfandsystems werden die Gefäße, wenn sie nicht mehr eingesetzt werden, recycelt. Auch Kunststoffprodukte können in Deutschland hergestellt, die Rohstoffe müssen jedoch importiert werden. Die Produktion ist dafür in der Regel weniger energieintensiv.

Bei Produkten aus Edelstahl ist der Energieaufwand wieder hoch, die Produkte werden ebenfalls in Deutschland hergestellt. Dafür ist es auch möglich auf Stahlschrott zurückzugreifen. Produkte aus Edelstahl sind langlebig und robust und hier wird die Hitze gut abgeschirmt. Das Gewicht ist gering, die Produkte sind geschmacksneutral (haben keine Auswirkung auf den Inhalt) und spülmaschinentauglich. Die Produkte können auf Wertstoffhöfen oder in Wertstofftonnen entsorgt und anschließend recycelt werden.

Wie gut eignen sich Behältnisse aus Glas?

Behältnisse aus Glas schneiden beim Einkaufsführer mittelmäßig ab, was vor allem an der Entsorgung liegt. Glasbecher- und essensboxen werden nämlich nicht recycelt, sondern zusammen mit dem Restmüll entsorgt und verbrannt. Ansonsten sind die Vor- und Nachteile ähnlich wie bei den anderen Behältnissen: Produktion in Deutschland, dafür aber ein hoher Energieaufwand. Geschmacksneutral, mikrowellengeeignet und spülmaschinentauglich, mit sehr langer Lebensdauer. Allerdings hält auch Glas Hitze nicht besonders gut und ist zudem schwer und zerbrechlich. Aufgrund des Deckels, meist aus einem anderen Material, sind die Gefäße zudem nicht immer 100% auslaufsicher.

Welche Materialien werden für Mehrwegalternativen NICHT empfohlen?

Die Liste der wenig geeigneten Produkte ist vergleichsweise lang. Überraschenderweise sind auch Materialien dabei, von denen man eigentlich annimmt, sie seien besonders ökologisch. Aufgezählt sind Holz, Materialmix aus organischer Basis, Gefäße aus Reishülsen, Sonnenblumenkernschalen, Kaffeesatz, Silikon, Bambus und Melamin.

Bei Holz muss besonders darauf geachtet werden, wo das Material herkommt. Zwar wächst der Rohstoff prinzipiell nach, jedoch ist nicht jede Waldnutzung ökologisch vertretbar. Zudem wird Holz für Boxen und Becher oft mit anderen Materialien, wie Silikon und Edelstahl kombiniert. Nur naturbelassene, beschichtete oder verleimte Holzprodukte können bei Wertstoffhöfen abgegeben und anschließend recycelt werden. Zugelassen ist auch die Entsorgung im Restmüll, anschließend werden die Produkte dann jedoch verbrannt. Zwar ist das Material langlebig, leicht und schirmt Hitze ab, jedoch eignet es sich nicht für Mikrowellen oder Spülmaschinen und nimmt Geschmäcker auf. Die schlechte und ungenügende Reinigung macht Holzprodukte als Mehrweglösung für den Betrieb unbrauchbar. Bei Bambus gestaltet sich das ähnlich, wobei Bambusprodukte in der Regel geschmacksneutral sind, hängt es hier auch an der Reinigung. Auch werden die Produkte häufig in China produziert und legen damit lange Wege zurück. Bambus wird in Deutschland nicht recycelt, sondern verbrannt.

Produkte aus Kaffeesatz, Reishülsen oder Sonnenblumenkernschalen klingen erst einmal super ökologisch, bestehen jedoch in der Regel nicht vollständig aus dem jeweiligen Material. Bei der Herstellung braucht es weitere Materialien, wie Polymere, Ligninharz oder thermoplastische Stärke. Wie genau sich die Produkte zusammensetzen ist nicht immer transparent. Das wiederum führt dazu, dass die Produkte ebenfalls nur verbrannt und nicht recycelt werden. Kompostieren auf dem eigenen Kompost dauert häufig mehrere Jahre und bringt damit auch keine ökologischen Vorteile. Für Gastronom:innen sind solche Alternativen auch ungeeignet, weil sie damit nicht für den Kompost der Stadt geeignet sind. Vorteil ist, dass alle drei Alternativen leicht und bruchfest sind, jedoch nicht immer geschmacksneutral (Kaffeesatz) und die Hitze wird nicht immer abgeschirmt (Reishülsen).

Ebenfalls zu vermeiden sind Alternativen aus Silikon, Melamin und aus einem Mix aus Materialien organischer Basis. Silikonprodukte benötigen bei der Herstellung einen höheren Energieaufwand als andere Kunststoffprodukte und können nicht recycelt werden. Sie sind zwar sehr gut geeignet zum Mitnehmen, weil sie sich häufig falten lassen und nicht auslaufen, halten jedoch Wärme nicht und sind nicht immer geschmacksneutral. Auch Melamin wird in der Regel verbrannt, besonders schlecht schneidet das Material jedoch in der Nutzung ab: Die Nutzung in Verbindung mit heißen Getränken oder Speisen ist mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Dazu kommt, dass das Material nicht kratzfest ist und sich relativ schnell abnutzt. Auch von Gefäßen aus verschiedenen organischen Materialen ist abzuraten, weil meist unklar ist, wie genau sich die Produkte zusammensetzen und deshalb die Entsorgung über den Bioabfall überhaupt nicht möglich ist. Die oft beworbene Kompostierung ist auch hier zweifelhaft und würde wahrscheinlich zu lange Dauern um tatsächlich ökologisch zu nutzen.

Augen auf beim Kauf – Mehrweg ist nicht immer gleich nachhaltig!

Das gilt sowohl für Gastrobetriebe, die überlegen ein eigenes Mehrwegsystem zu führen, als auch für einzelne Personen, die sich lieber eigene Gefäße zum Befüllen mitbringen wollen. Auch wenn Produkte damit werben, nachhaltig und ökologisch zu sein, gibt es immer verschiedene Vor- und Nachteile, die es sorgfältig abzuwägen gilt. Wichtig ist darauf zu schauen, wo die Rohstoffe herkommen, wo die Produkte produziert werden und ob sie tatsächlich recycelt oder kompostiert werden können. Bei der Entsorgung gibt es zum Teil strenge Regeln, nicht alles was in der Theorie biologisch abbaubar ist, kann tatsächlich dem Kompost der Stadt oder dem heimischen einfach so zugeführt werden. Wir empfehlen Gastronomiebetrieben auf bewehrte Mehrwegsysteme zurückzugreifen, um auf der sicheren Seite zu sein und unnötige Kosten zu vermeiden. Aber auch hier kann immer hinterfragt werden. Generell gilt: Nicht alles, was nachhaltig und ökologisch scheint, muss es auch sein. Es gibt verschiedene Faktoren die hier reinspielen und zu beachten sind. Nutzt den Einkaufsführer Takeaway vor dem Kauf neuer Mehrweggefäße und bleibt informiert.

Hier geht’s zum Einkaufsführer Mehrweg to go von der Deutschen Umwelthilfe e.V.: www.duh.de/becherheld/to-go-einkaufsfuehrer/mehrweg

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